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Sieben Monate Praktikum in Australien

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Links herum


Eine der bedeutendsten Veränderungen für jeden, der aus einem Land mit Rechtsverkehr stammt, war das Links fahren. Als ich am Internationalen Flughafen in Sydney angekommen bin, wurde ich von Corey und Simon bereits erwartet. Corey fuhr uns dann in die Stadt, in das schon erwähnte Restaurant. Und das war meine erste Erfahrung mit dem Linksverkehr.

Corey hatte damals einen BMW, ein neues, sehr schönes Auto. Im Gegensatz zu den BMW die ich so kenne, war allerdings das Lenkrad auf der rechten Seite. Man kam sich also vor, als stünde man vor der Fahrertür, wenn man Beifahrer war. Und als wäre das nicht schon schlimm genug, fährt man dann los und findet sich urplötzlich im Strassenverkehr einer Millionenmetropole wieder.

Ja, das war schon merkwürdig. Plötzlich war die Welt regelrecht anders herum. Alle irgendwie auf der falschen Seite. Das totale Chaos. So kam es mir damals zumindest vor. Als Beifahrer, so war hinterher mein Eindruck, war es irgendwie sogar schlimmer, als wenn man selbst gefahren ist. Später habe ich das am eigenen Leib erleben dürfen, wie man links fährt, aber bei dieser ersten Fahrt saß ich ja nur daneben. Es ist ein merkwürdiges Gefühl, irgendwie kommt man sich hilflos vor, wie man da so durch die Strassen von Sydney gefahren wird und alle um einen herum was falsch zu machen scheinen.

Beim Abbiegen, ist es am Schlimmsten, egal ob Beifahrer oder Fahrer. Da ist man immer versucht, in die falsche Fahrbahn einzubiegen. Man muss unheimlich aufpassen, solange man noch nicht daran gewöhnt ist.

Was ich dabei nicht verstehe, es gibt ja auch bei uns die meines Erachtens unsinnige Regelung, dass jemand sechs Monate mit einem internationalen Führerschein in Deutschland fahren darf und danach den nationalen Führerschein machen muss. Warum, frage ich mich da immer? Ist doch eigentlich reine Geldmacherei. Ein Umschreiben der Fahrerlaubnis würde doch vollkommen reichen. Man hat ja in den sechs Monaten schon genug Gelegenheit gehabt, den Strassenverkehr im Lande zu üben.

In Australien wäre das eigentlich anders. Dank Linksverkehr, wären da einige Fahrstunden und vielleicht sogar eine Prüfung sicher angemessen. Aber auch da ist die gleiche merkwürdige Regelung. Als Nicht-Australier, darf ich ganze sechs Monate lang im Strassenverkehr mit meinem internationalen Führerschein Blödsinn machen, bevor ich danndie Fahrerlaubnis in Australien machen muss. Schon merkwürdig.

Die schlimmsten Erlebnisse, sind dabei das Abbiegen und die Kreisverkehre. Da umgekehrt hineinzufahren und genauso umgekehrt wieder herauszufahren, das ist schon ziemlich ungewohnt am Anfang. Aber man gewöhnt sich schließlich auch daran und nach wenigen Wochen, fährt man links, als hätte man sein Leben lang nichts anderes getan.

Ein besonderes Erlebnis war dann auch mein erster Versuch, das Fahrzeug zu parken. Vor meiner damaligen Wohnung, wollte ich das Fahrzeug am Strassenrand abstellen. Die Distanzen kann man, wenn man rechts sitzt, am Anfang aber nur sehr schwer einschätzen. Deswegen dachte ich eigentlich, ich wäre schon ganz nahe dran am Randstein. Als ich ausgestiegen bin, musste ich feststellen, dass fast ein halber Meter gefehlt hat ... Es hat ein paar Tage gedauert, bis ich wirklich nahe am Randstein parken konnte.

Nach wenigen Wochen, hat man dann immer weniger den Eindruck, mehr als die Hälfte der Strasse zu brauchen. Man gewöhnt sich daran, zwischen den Linien zu fahren und fängt an, die Distanzen auch von der rechten Seite aus korrekt einzuschätzen. Wenn man es dann nach einem halben Jahr so richtig gelernt hat, muss man aber den Führerschein machen. Sonst kann es einem passieren, dass man von der Polizei höflich gebeten wird, das Fahrzeug doch bitte stehen zu lassen ... :-).

Erlebt habe ich das persönlich nie, aber ich frage mich, was würden die Herren tun, wenn sie einen in seinen ersten Fahrübungen vor sich haben, der irgendwie auf dem Mittelstreifen einer zweispurig ausgebauten Strasse fährt? So schlimm war es natürlich nicht, aber die Entfernung nach links korrekt abzuschätzen, ist eine erstaunliche Erfahrung, wenn man auf dem rechten Vordersitz Platz genommen hat.

Da war das Schalten mit der linken Hand fast die einfachste Übung ... Blinkhebel und Scheibenwischer sind in der Regel ohnhin korrekt angeordnet. In der Regel, denn bei unserem in Japan gebauten Mitsubishi war sogar das vverkehrt herum. Da kann es einem passieren, dass man den Scheibenwischer einschaltet bei strahlendem Sonnenschein, nur weil man rechts abbiegen will ...

Alles sehr merkwürdig. Aber auf jeden Fall einen spannende Erfahrung.

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