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Sieben Monate Praktikum in Australien

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Meine erste Woche in Sydney ...


Simon Frech war am Donnerstag nach meiner Ankunft (Dienstag, der 17. August 1999) abgereist und seither war ich auf mich allein gestellt. Die erste Woche war aufregend in dieser neuen Welt, die trotzdem sofort irgendwie vertraut wirkte. Die Architektur erinnert an England, war also nicht so fremd, wie man so weit von zu Hause entfernt befürchten muss. Und das Klima war interessant. Obwohl noch Winter, hatten wir richtig schöne, warme Tage, bis zu 25 Grad warm, wobei es manchmal schon empfindlich kühl wurde, was daran liegt, dass Australien als eigentlich warmes Land für richtig kalte Tage keine gute Strategie hat. Die Häuser sind kaum isoliert und man kann sich allenfalls unter Decken kuscheln oder halt warm anziehen.

Aufregendes gab es jedenfalls genug. Ich hatte ein altes Mobiltelefon aus Deutschland mitgebracht und musste das nun bestücken. War allerdings nicht weiter schwer. Damals war das Prepaid-Konzept in Australien schon sehr gut umgesetzt und es war nicht sehr teuer, mit dem Handy nach Deutschland zu telefonieren. Nur mit der Vorwahl muss man aufpassen. Anstatt 0049, muss man in Australien die 001149 vorwählen. Die 11 wählt praktisch aus Australien hinaus in die weite Welt, während mit der 49 dann Deutschland angewählt wird. Mit dem Handy habe ich oft nach Deutschland telefoniert, musste aber nur zweimal nachladen.

Dann natürlich der Strassenverkehr. Anfangs bin ich nicht selbst gefahren, aber wenn alle links fahren, ist es fast schlimmer, wenn man daneben sitzt und irgendwie den Eindruck hat, dass da permanent irgendwas nicht stimmt. Man braucht schon seine Zeit, um sich daran zu gewöhnen. Später, als ein guter Freund aus dem Studium in Aalen dann ebenfalls in der Firma aufgetaucht ist, haben wir uns einen nicht mehr ganz taufrischen Mitsubishi zugelegt, mit dem wir dann künftig auch selbst gefahren sind. Die Regelung, dass man mit internationalem Führerschein gerade mal sechs Monat ein Australien fahren darf und dann den Führerschein machen muss, ist schon merkwürdig genug. Anfangs ist man den Linksverkehr nicht gewohnt, darf aber fahren, wenn man dann mit allem klar kommt, dann muss man den Führerschein machen ... Schon merkwürdig.

Aber es ist ein Erlebnis. Die ersten Male, war es wirklich irre, vor allem, wenn man den Kreisverkehr andersherum durchfahren muss und dann beim Abbiegen immer versucht ist, irgendwie auf die falsche Spur zu fahren.

Das hat sich aber mit der Zeit gelegt.

Und am Ende der ersten Woche, wartete dann auch das erste Abenteuer auf mich. Ich war schon ein klein wenig herumgefahren worden, aber nur im "Hinterland" der eigentlichen Kernstadt Sydney. Aber die ganzen Vororte gehören auch schon dazu, fast das gesamte Land zwischen dem Meer und den "Blue Mountains" ist ein Teil von Sydney. Am Freitag abend, sind wir dann nach Sydney hineingefahren und ich bin das erste Mal nach meiner Ankunft wieder über die Harbour Bridge gefahren. In Kings Cross, haben wir uns dann erst mal ein Restaurant gesucht.

Nach einer Woche, hat man sich an die geänderte Uhrzeit noch nicht gewöhnt. Der Lebensrhythmus ist ja fast gegenläufig mit zwischen acht und zehn Stunden Zeitverschiebung (je nach Sommer- oder Winterzeit, die in Australien der deutschen ja entgegengesetzt ist). Ich war also rechtschaffen müde, aber fest entschlossen, mich soweit wie möglich mit den Kollegen zu vergnügen.

Gewarnt hatte man mich vor dem Gilligans. Da würden wir hingehen, eine in Sydney vermutlich durchaus bekannte Bar, in der viele Homosexuelle verkehren. Ich war gespannt, aber erst mal haben wir gegessen und danach noch die eine oder andere Bar aufgesucht.

Ja, und als wir dann im Gilligans ankamen, habe ich es fast nicht mitgekriegt. Einerseits war ich, wie erwähnt, müde, andererseits aber hatte das eine oder andere Bier auch schon seine Wirkung entfaltet. Wir blieben aber nicht lang und wir waren auch nicht "oben", was wohl noch interessanter ist. Kann ich nicht beurteilen, habe ich nie erlebt. Dafür sind wir dann die Strasse runter in einer anderen Bar gelandet, in der wir das letzte Bier getrunken haben, bevor es dann ins Hotel ging. Mit dem Taxi sind wir dorthin gefahren und ich bin total fix und fertig ins Bett gefallen. Wenn einem fast ein Tag genommen wird - am Montag war ich um die Mittagszeit abgeflogen und Dienstag in Sydney war es dann Ortszeit ja schon Abend, da fehlt einem schon eine Menge Schlaf. Den habe ich dann am Samstag früh nachgeholt. Und dann kam das erste Wochenende, an dem ich mit James Vaughan, dem dortigen Manager für Sales, in Sydney unterwegs war. Wir waren in Paramatta in einem Einkaufszentrum und ich hatte erstmals Gelegenheit, in Ruhe die Gegend zu erkunden.

Das war dann wohl auch so der Zeitpunkt, zu dem ich angefangen habe, Sydney richtig toll zu finden. Dazu muss man wissen, dass ich aus einer Stadt mit 12.000 Einwohnern stamme. Sydney hat deren 3,5 Millionen (etwa), die auf einer riesigen Fläche verteilt sind. Ich bin das nicht wirklich gewohnt und kann mit großen Städten nicht so viel anfangen. Für Sydney gilt das jedenfalls nicht. Die Stadt ist wirklich aufregend, richtig anders, aber auf sehr positive Weise, das Wetter ist in der Regel sehr schön und das Bier ist trinkbar (auch für eine deutsche Kehle - es muss nicht immer Fosters sein ;-)). Und wenn man nichts anderes hat, dann geht das schon.

Was noch nicht ging, war das Hotel. Das war zwar schön, aber auf Dauer für die Firma nicht das Richtige. Und da die meine Miete bezahlt haben, haben sie mir auch eine Wohnung besorgt. Genau genommen ein Zimmer, der Rest war "Shared Accomodation". Ich bin also in der dritten Woche dann in meine erste WG eingezogen :-).

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